Ganz am Anfang ist immer die Malerei. Das war sie immer schon. Malerei und Skulptur sind miteinander verwoben, sich selbst ergänzend, sich mit- und auseinander entwickelnd, sich symbiotisch verbindend und doch jedes für sich alleine strahlend, einzigartig und wegweisend. Die ältesten gefundenen Kunstwerke sind über 35.000 Jahre alt und stellen unser gemeinsames Erbe in ebenjenen Ausdrucksformen dar, ein Urbedürfnis, archetypisch, allumfassend und universell.
Der Wunsch die gesehene, gefühlte und erlebte Welt anderen und auch sich selbst zu zeigen. Malerei ist Sprache und Kommunikation, Freiheit und Identität, sie erschafft und kreiert, gestaltet neu, formt, bricht auf, verändert, nimmt mit und ein oder stößt ab und weg, hilft und heilt. Selten lässt sie einen gleichgültig und unbewegt zurück.
Für mich ist malen, eher zeichnen, ein Teil meiner Identität als Bildhauer. Es ist immer der erste Schritt, das erste Herantasten, das Umkreisen und Eingrenzen dessen, was sich zunächst eher vage in der Phantasie abzubilden beginnt. Ein Suchen und Bannen, sich selbst gebärender Vorstellungen, Visionen und Ideen, ausgelöst durch das, was mich umgibt und erfüllt, um dieses festzuhalten, es neu zu sehen und darzustellen. Anders als es zu sehen ist. So wie ich es sehe. Fühle. Erlebe.
Das zeichnerische oder bildhauerische Malen, wie ich es nennen würde, ist eher jüngeren Datums, eine neue Erfahrung, anders, als die zeichnerischen Studien, die ich gewöhnlich als Arbeits- oder Präsentationsgrundlage für die Skulptur anfertige. Eigenständiger. Und Selbstbewusster. Und Wichtig!
Mein Bezug zum Malen, als Teil einer eigenständigen Ausdrucksform, losgelöst und doch eingebunden, entstand so, in einer Zeit der Umwandlung und Neugestaltung. Der Metamorphose und Katharsis. Sie stellen einen neuen und doch alten und vorhandenen Aspekt meines Ausdrucks dar. Ich bin sehr froh diesen erneut und neu entdeckt zu haben.
Karsten Müller